Mainzer Rheinzeitung vom 7.10.2005
BI rüstet zum Marsch auf Mainz 
Wenn die Stadt weiter Widerstand gegen die Einkaufsmärkte in Ober-Olm leistet, will die Bürgerinitiative vors Rathaus ziehen.

Der Widerstand gegen den Widerstand nimmt Form an: Sollte der Mainzer Stadtvorstand beschließen, auch gegen die jüngste Genehmigung eines Minimal- und eines Getränkemarktes durch den Landkreis vorzugehen, plant die Ober­Olmer „Bürgerinitiative Lebensmitteversorgung“ einen „Marsch auf Mainz“.

OBER-OLM. Die Stiefel stehen bereit. Schnüren werden die Ober-Olmer sie, sollte der Mainzer Stadtvorstand in der kommenden Woche wie befürchtet entscheiden, auch gegen die dritte und vierte Genehmigung von Märkten im geplanten Ober-Olmer Einkaufszentrum vor Gericht zu ziehen. Für diesen Fall kündet die „Bürgerinitiative Lebensmittelversorgung Ober-Olm“ einen Aufsehen erregenden „Protestmarsch"auf die Landeshauptstadt an.

Die Stiefel werden sie dabei nicht wirklich brauchen, denn die Anreise zur Demo vor dem Mainzer Rathaus ist per Bus und Autos vorgesehen. Stolze 1900 Unterstützerunterschriften - von 4400 Bürgern - hat die BI für ihr Ziel, den Widerstand gegen den Bau der Märkte zu brechen, bereits zusammen, und die Marke 2000 wird auch noch erreicht, ist sich BI-Sprecher Karl-Heinz Greb sicher. Er erwartet, dass mindestens 100 Ober-Olmer den Besuch in Mainz mitmachen werden.

„Dort wollen wir dem Stadtvorstand unser Anliegen vortragen", erläutert Greb die Aktion. In der BI seien Bürger wie Mitglieder sämtlicher Parteien im Ort sowie Bürgermeister Heribert Schmitt (SPD) vertreten, betont Greb, selbst SPD-Ratsmitglied. „Wir sehen Ober-Olm weiter als guten Nachbarn für Mainz und gehen dort auch gerne einkaufen - aber nicht für jedes Stück Butter“, erläutert Greb. Für Aufregung sorgen bei ihm angebliche Andeutungen aus der Mainzer Ver­waltung, die Stadt könne den Ober-Olmem ja am Rande Lerchenbergs, direkt an der Kreuzung der Landstraßen, ein Einkaufszentrum vor die Nase setzen. „Damit widerspricht sich Mainz, wenn es unsere Märkte wegen angeblichem Kaufkraftabzug vom Lerchenberger Einkaufszentrum verhindern will.“

Im Ober -Olmer Gemeinde­rat wird über das Thema weiterhin nur hinter verschlossenen Türen geredet, so auch bei der jüngsten Sitzung.

Anmerkung der ÖDP-Lerchenberg:
Ober-Olm wird sich von Mainz nichts verbieten lassen und die Märkte verwirklichen, sei es mit juristischen Winkelzügen. Sollte die Lerchenberger Ladenzeile dann tatsächlich so große Not leiden, dass der  von Ladendiebstählen gebeutelte Vollversorger Tengelmann abspringt, bleibt noch die Möglichkeit, hier den Konkurrenten Lidl anzusiedeln, zumal Aldi und Lidl häufig als Doppelpack aufreten. Raum ist genug vorhanden, nämlich die völlig überdimensionierte, autobahnartige Hindemithstraße, die überbaut werden könnte. Damit wäre auch das viereckige Kreiselkuriosum aus der Welt. Die Ansiedlung eines Discounters könnte sogar zum Vorteil der derzeitigen Anbieter sein. Ein ähnliches Doppelkonzept mit Verbrauchermarkt und Spezialanbietern ist am Martin-Luther-King-Weg verwirklicht. Die dortigen Probleme mit Kundenmangel liegen nicht am Prinzip, sondern am fehlenden Umfeld, das auf dem Lerchenberg aber eher gegeben ist.
Hartmut Rencker, Ortsbeiratsmitglied ÖDP + Freie Wähler
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