Planungsgeschichte
Erläuterung zur "Demonstrativbaumaßnahme" Zielsetzung der Siedlung Baugebiet und Infrastruktur Planung und Durchführung Verkehrsystem Art und Maß der baulichen Nutzung, Dichtewerte 1945 wurde Mainz durch die Zoneneinteilung
der lebenswichtigen rechtsrheinischen Industrie- und Wohngebiete (flächenmäßig
die Hälfte des Stadtgebietes) beraubt, so dass es ungünstige
Startbedingungen für den Wiederaufbau, der im Krieg stark zerstörten
Stadt gab.Die Wohnungsnot war Hauptthema. Viele Mainzer waren in Deutschland
verstreut und wollten zurück in ihre Stadt. Dazu waren in erster Linie
Wohnungen nötig, für deren Bau es Land zu beschaffen galt. Das
Gebiet musste viele Hektar groß sein, die es in der städtischen
Gemarkung jedoch nicht mehr gab.
Bei der Suche nach Gelände wurde zunächst an das städtische Gelände aus dem Ex-Jesuiten-Fonds und dem Welschnonnen- Schulfonds gedacht, das auf der Höhe von Drais liegt und im Mainzer Besitz war. Dort wurde dem Vorhaben keine Sympathie entgegen gebracht, denn es handelt sich um Ackerland guter Bonität (70 bis 80 Punkte) und sollte daher von der Bebauung ausgenommen bleiben. Daraufhin wurde von der Gemeinde Drais ein Gelände am Ober- Olmer Wald angeboten, das zwar landwirtschaftlich genutzt wurde, sich dafür aber weniger gut eignet. Daraufhin wurden 38 Hektar durch Kauf und Tausch von der Stadt erworben. Zusätzlich zu den 38 Hektar in der Draiser Gemarkung sollten gleichzeitig noch 60 bis 70 Hektar des Ober-Olmer Waldes zu dem neuen Stadtteil hinzu genommen werden. Eine große Schwierigkeit bestand darin, dass das neu vorgesehene Baugelände im Bereich der amerikanischen Abwehrwaffen im Ober- Olmer Wald lag. Das Gelände frei zu bekommen, erforderte mehrere Besuche beim kommandierenden amerikanischen General in Heidelberg. Im Oktober 1961 wurde über die Finanzierung des Projektes nachgedacht und so kam der Gedanke auf, das man sich 62 Hektar im Ober- Olmer- Wald von der Landesregierung Rheinland-Pfalz zur 2000-Jahr-Feier schenken lassen könnte. Für das Land waren sie eigentlich wertlos, für die Stadt Mainz hingegen eine große Entlastung. Und so kam es, das am 23.06.1962 bei der 2000-Jahr-Feier bekannt gegeben wurde, das die Landesregierung der Stadt Mainz 62 Hektar Land im Ober- Olmer Wald kostenlos überträgt. Eine offizielle Nachricht vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Finanzen und Wiederaufbau überbrachte die Botschaft, dass das Land bereit ist 550 bis 600 in der Demonstrativbauweise zu realisierenden Wohnungseinheiten des Bauvorhabens Satellitenstadt zu fördern. Dies bedeutete, das zu den normalen jährlichen Wohnungsbau-Förderungsmitteln zusätzlich 900.000 DM gegeben wurden. Zur Planung der Siedlung wurde vom Bauausschuss Mainz noch im Dezember 1961 ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben. Im Juli 1962 wurden bei diesem Wettbewerb zwei gleichwertige Preise an Reg.- Baudirektor Dipl.-Ing. Fritz Jaspert und Prof. Dr.- Ing. Karl Selg verliehen, mit der Empfehlung die Arbeiten der beiden Preisträger als Grundlage einer weiteren Bearbeitung zu verwenden. Die beiden Pläne wurden unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Preisgerichtes zu einem gemeinsamen Planungsvorschlag zusammengefasst, so dass der Bebauungsplanentwurf im Januar 1963 fertig gestellt werden konnte. Die Planung für die Jubiläumssiedlung war so gut wie abgeschlossen, als die Entscheidung zur Ansiedelung des ZDF fiel. Am 2.Mai 1963 wurde erklärt, dass das ZDF im zukünftigen Mainz- Lerchenberg angesiedelt würde. Während der städtebaulichen Bearbeitung der beiden Pläne, hatte die Stadt dem Zweiten Deutschen Fernsehen ca. 100 ha für die Errichtung des neuen Sendezentrums verkauft. Die Fläche der geplanten Jubiläumssiedlung wurde somit um 50 ha verkleinert ( 1/3 der ursprünglich geplanten Fläche ) auf denen rund 1000 weitere Einfamilienhäuser hätten entstehen sollen. Zu einer Umarbeitung der Planung kam es aber nicht. Dies hatte zur Folge, dass das geplante Zentrum der Siedlung eine exzentrische Lage zur Wohnbebauung erhielt. 1964/ 66 wurden bei der Ausführung des Planes wesentliche Veränderungen des Erschließungskonzeptes vorgenommen. Entgegen die Empfehlungen des Preisgerichtes sind die einzelnen Siedlungsteile durch einen inneren Straßenzug unmittelbar miteinander verbunden worden. Ausgehend von diesem Ring werden die Teilflächen durch ein klares System von Wohnsammelstraßen und Wohnstraßen erschlossen. Im Mai 1965 wurden die Bebauungspläne Lerchenberg- Mitte und -Süd rechtsverbindlich, im März 1966 der Bebauungsplan Lerchenberg- Nord Teil a. Der erste Hochbauabschnitt wurde
im September 1966 begonnen.
Erläuterung zur „Demonstrativbaumaßnahme“ Sinn und Ziel eines Demonstrativbauprogramms ist es systematisch und über einen großen Zeitraum hinweg Erkenntnisse für eine möglichst rationelle Bauweise zu sammeln und diese Erkenntnisse, Erfahrungen und Fortschritte allen beteiligten Kreisen der Bauwirtschaft zu vermitteln. Das ursprüngliche Ziel, die Erprobung neuer Baumethoden, Baustoffe, Baukonstruktionen etc. wurde später ausgeweitet auf die Themen Architektur und Städtebau. Gesucht wird nach der Möglichkeit billig, gut und zweckmäßig zu bauen, nach neuen Wohnungstypen, optimalen Grundrissen und Wohnflächen, nach einer rationellen Baudurchführung, nach wirtschaftlicher Erschließung und einer sinnvollen Zusammenarbeit aller Beteiligten. Die Entgegennahme von zweckgebundenen Bundessondermitteln verpflichtet die Bauherren nach eben diesen Grundsätzen für Demonstrativbaumaßnahmen zu arbeiten. Die Planungen und Neugründungen
der ersten Generation nach Kriegsende, zu denen Mainz-Lerchenberg gehört,
sind geprägt von den städtebaulichen Idealen der Howard’schen
Gartenstadt. Man orientierte sich zu gesünderem, hellerem, hygienischerem
Leben und versuchte einen konfliktlosen Ablauf der sogenannten Lebensfunktionen
zu gewährleisten. Die Stadt der örtlich getrennten Funktionen
war die herrschende Philosophie und so entstanden reine Wohnstädte.
Das Baugebiet liegt 8 km südwestlich
der Stadtmitte (auf der Landstraße 104 in etwa 15 Minuten und mit
dem Bus in etwa 30 Minuten erreichbar), etwa 150 m über den am Rande
der die Rheinebene umschließenden Anhöhen. Die Lage bietet einen
Blick über die gesamte Innenstadt, die andere Rheinseite mit Wiesbaden
und den Höhenzügen des Taunus. Umschlossen wird das ursprünglich
teils bewaldete teils als Obstbaufläche genutzte Baugebiet von Wäldern
und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Begrenzt wird das Gebiet
im Südosten und Westen von zwei nach Mainz und in umliegende Gemeinden
führenden Landstraßen, die zur verkehrsmäßigen Erschließung
der neuen Siedlung ausgebaut wurden. Die Anlagen zur Ver- und Entsorgung
wurden neu angelegt. Wegen der nicht idealen Entfernung zur Innenstadt
wurde die Entwicklung eines eigenen gemeindlichen Lebens angestrebt.
Die Planung entstand wie bereits
erwähnt aus der Vermischung zweier Konzepte.
Bei beiden Konzepten war ein Ortszentrum
mit Laden- und Geschäftseinrichtungen vorgesehen. Diese sollen im
räumlichen Zentrum der Siedlung liegen, um zu Fuß erreichbar
zu sein. Auch die fußläufige Erreichbarkeit der Schulen und
Kindergärten war berücksichtigt worden. Die Schulen sollten zentral
liegen und durch separate Wege durch Grünzonen im inneren Bebauungsgebiet
erreichbar sein.
Das Gelände wird durch Grünzüge
(vorhandener Waldbestand ist erhalten geblieben) in mehrere Teile geteilt.
Im ursprünglichen Entwurf des Bebauungsplanes waren nur Fußgängerverbindungen
vorgesehen, bezüglich des Autoverkehrs waren die Bereiche voneinander
getrennt und nur über die jeweils tangierende Landstraße erreichbar.
Im Laufe der Projektbearbeitung wurde der ursprüngliche Entwurf, der
nur Fußgängerverbindungen vorsah und die Bereiche im bezug auf
Autoverkehr voneinander getrennt waren (nur über die tangierenden
Landstraßen erreichbar) zugunsten von Fahrstraßenverbindungen
aufgegeben.
Art und Maß der baulichen Nutzung, Dichtewerte Es gibt einen hohen Anteil an öffentlichen
Grünflächen, der aus der Anzahl und Größe der Grünflächen
resultiert (22,8% der Gesamtfläche).
|