|  Guten
  Abend ihr lieben Leute,
 bei
  mir wird es immer naturwissenschaftlich, obwohl ich gar kein Fachmann bin. Es
  soll auch kein akademischer Vortrag werden sondern hoffentlich allgemeinverständlich
  und natürlich kritisch. Erst
  vor wenigen Wochen (23.4.2019) fand in Frankfurt eine Diskussion des
  Luftfahrtpresseclubs statt unter Einbindung von Vertretern der
  Friday-for-future-Bewegung. Den jungen Leuten sollte der Schneid genommen
  werden mit der Vision von angeblich klimaneutralem synthetischem Kerosin. Dies
  war für mich Anlass, meine ohnehin kritische Einstellung zu hinterfragen und
  zu untermauern. Dabei bin ich auf eine vielseitige Ausarbeitung zur Frage von
  Ersatztreibstoffen gestoßen, die u.a. vom Zentrum für Luft- und Raumfahrt
  initiiert wurde. Offenbar geht die Angst um, wie es weitergehen soll. https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/MKS/studie-biokerosin-ee-kerosin.pdf?__blob=publicationFile  Bemerkenswert
  ist, dass man die Unmöglichkeit von wirtschaftlichem Fliegen mit Strom oder
  reinem Wasserstoff einzusehen beginnt. Fliegen mit Strom geht ohnehin nur mit
  Propeller, dazu kommen bei allem denkbaren Fortschritt immer schwer bleibende
  Batterien, die das Landegewicht unerträglich erhöhen. Zu berücksichtigen
  sind nicht nur die Emissionen des Fluggeräts sondern auch die Emissionen und
  die hohen Verluste bei der Stromgewinnung, egal ob Braunkohle, Fotovoltaik
  oder Wind- und Wasserenergie. Dass autonomes elektrisches Fliegen keine Lösung
  sein kann, bewies vor 2-3 Jahren der Experimentalflug eines fragilen
  Papiervogels im Tempo eines kernigen Radfahrers. Ein ganzes Jahr hat das
  Geduldsspiel mit Warten auf freundliche Winde und gute Sonne gedauert. Denkbar
  können allenfalls Kurzstrecken sein, wobei die Energiebilanz in der Addition
  wesentlich schlechter ist als bei flüssigen Treibstoffen. Grundsätzlich
  bedarf heutiges Fliegen eines hohen Energieeinsatzes. Denn Flugzeuge bleiben
  nicht von selbst in der Luft sondern müssen gegen den von der Geschwindigkeit
  abhängigen Luftwiderstand in der Schwebe gehalten werden. Welche Energie
  erforderlich ist, zeigt das Beispiel eines Jumbojets, der auf 100 km 1400 l
  Kerosin verbraucht oder ca. 200 l in der Minute. Das schafft kein
  Feuerwehrschlauch. Eine
  Alternative zu Kerosin wäre allenfalls Wasserstoff in flüssiger Form. Dieser
  bedarf allerdings einer Ultratiefkühlung auf unter minus 253°C, wie dies in
  der Raumfahrt unter völlig anderen Bedingungen praktiziert wird. Wasserstoff
  lässt sich bei normaler Temperatur mit keinem Druck des Universums verflüssigen,
  also ein riesiger Unterschied zu den Flüssiggasen Propan, Butan oder deren
  Anwendung als Autogas. Für Wasserstoff verbleibt als Alternative zur
  Ultratiefkühlung nur die Gasform in schweren Hochdruckflaschen. Unabhängig
  vom Gewicht wären das bei einer Havarie Bomben. Was
  verbleibt also als Ersatz für das endliche fossile Kerosin wenn Batterien und
  Wasserstoff ausscheiden? Die schlechteste Lösung wäre Biokerosin vom Acker
  oder Palmöl von niedergebrannten Regenwäldern. Kennen wir längst vom
  Alkoholzusatz im Benzin und Rapsöl im Diesel. Also Tank anstatt Teller. So
  weit sind wir schon. Nach meinem Informationsstand werden fast 90% der
  deutschen Agrarfläche missbraucht für den Anbau von Viehfutter für den
  Fleischexport und Energiepflanzen in Gestalt von Zuckerrüben, Raps und Mais.
  Gerade jetzt ist das ganze Land flächendeckend gelb. Das ist nicht schön
  sondern beunruhigend. Längst wird der Großteil unserer Nahrungsmittel
  importiert und zunehmend unter hohem Energieeinsatz eingeflogen. Die
  Zauberformel lautet synthetisches Kerosin auf der Basis von elektrolytisch
  gewonnenem und dann zu Methan karboniertem Wasserstoff. Allerdings ist die
  Herstellung von Methan und dessen Weiterverarbeitung sehr teuer und
  energieintensiv. Anlagen im großen, industriellen Stil gibt es bislang nicht,
  nur Pilotanlagen. Und die Methanisierung hat noch einen Nachteil. Man braucht
  konzentriertes Kohlendioxid in Mengen. Welche
  Mengen erforderlich wären, macht der tägliche Treibstoffbedarf von 15
  Millionen Litern Kerosin alleine durch Fraport deutlich. Fraport verbraucht
  mehr Treibstoff als das gesamte Hessen. Im Nahbereich von Fraport werden täglich
  mehr als 1 Million Liter Kerosin zu einem sich absenkenden Giftcocktail
  verblasen, mehr als der gesamte Bodenverkehr hervorbringt. Nach einer Veröffentlichung
  des Umweltamtes der Stadt Frankfurt sollen über 40% der Bodenbelastung der
  Region vom Flugbetrieb stammen. Zwingende
  Voraussetzung, auf dem Wege der Wasserstoffelektrolyse als Grundlage zur
  chemischen Weiterverarbeitung ist die vollständige Umstellung der
  Stromversorgung auf regenerative Energie und das bei weiterhin steigendem
  Strombedarf, nicht nur für die Vision der Elektromobilität. Es macht keinen
  Sinn, Kerosin mit Hilfe regenerativer Energie zu synthetisieren und diesen dem
  Netz vorzuenthalten. Wie viele Windmühlen müssten aufgestellt und welche Flächen
  mit Fotovoltaik müssten der Landwirtschaft zur Befriedigung des Luftverkehrs
  entzogen werden. Wie
  soll die Kerosinsynthese funktionieren? Basis ist natürlich Strom, egal wo
  dieser herkommt oder andernorts fehlt. Die erste Stufe ist die elektrolytische
  Spaltung von flüssigem Wasser oder Wasserdampf in Wasserstoff und Sauerstoff.
  Der so mit erheblichem Energieeinsatz gewonnene Wasserstoff muss dann mittels
  CO2 zu Methan karboniert und dann wie bei der Kohleverflüssigung zu
  Kriegszeiten weiterverarbeitet werden. Vor allem muss die gesamte im
  Endprodukt steckende Energie zuerst einmal im Prozesswege eingebracht werden.
  Und alle Stufen der Umwandlung sind mit Energieverlusten verbunden. Nimmt man
  Strom aus Braunkohle als Primärenergie ist der Wirkungsgrad des Endprodukte
  weitaus schlechter als beim direkten Einsatz von fossilem Flüssigtreibstoff
  im Triebwerk. Auch
  das Schönrechnen, dass bei der Karbonierung der Atmosphäre so viel CO2
  entnommen wird, wie bei der Verbrennung in den Triebwerken entsteht, geht
  nicht auf. Das Spurengas CO2 aus der Luft abzutrennen, ist schwierig und
  energieaufwendig. Es verbleiben chemische Prozesse, bei denen CO2 freigesetzt
  wird, dazu gehören sogar die beim Bierbrauen entstehenden Gärgase sowie die
  bei der thermischen Öldestillation anfallenden Verbrennungsgase. Neben
  Kohlekraftwerken mit 50% des weltweiten CO2-Ausstoßes sind die Drehöfen der
  Zementwerke als Großemittenten mit 8% des CO2-Anfalls beteiligt. Die
  Kohlekraftwerke sollen aber bald der Vergangenheit angehören. Verbleiben als
  Großemittenten nur die Zementöfen. Deren Verbrennungsabgase sind aber
  chemisch sehr belastet und keineswegs eine ideale Quelle. Als Massenlieferant
  verbleibt am ehesten das Abfallprodukt CO2 bei chemischen Prozessen und beim
  gewöhnlichen Kalkbrennen. Das Rohmaterial Kalkstein oder chemisch
  Kalziumkarbonat zerfällt bereits unter mäßiger Hitzeeinwirkung in
  Kalziumoxid und Kohlendioxid. Ob solche Mengen an CO2 anfallen, wie zur
  massenhaften Synthese des Zwischenprodukts Methan erforderlich sind, darf
  bezweifelt werden. Die
  Fixierung darauf, dass im Flugbetrieb nur so viel CO2 freigesetzt wird, wie
  der unteren Atmosphäre entzogen wird, lässt unberücksichtigt, dass die
  Freisetzung in großer Höhe 3 - 4 x klimawirksamer ist als am Boden. Es kann
  in Flughöhe keinen Abbau durch Pflanzenassimilation oder durch ozeanische
  Aufnahme geben. Dazu kommt noch das Verbrennungsprodukt Wasser als
  Wolkenbilder mit Reduzierung der Ausstrahlung. Und ähnlich wie bei dem sich
  aus vielen Fraktionen zusammensetzenden Mischdestillat Kerosin entsteht auch
  bei künstlich hergestellten Kohlenwasserstoffmolekülen neben CO2 und Wasser
  ein ganzer Giftcocktail verschiedener Reaktionsprodukte und jede Menge
  Ultrafeinstaub als Kondensationskeime. Absolut gleich bleibt der Ausstoß an
  Stickoxiden, die sich unter Reinluftbedingungen langsamer abbauen als in
  Bodennähe. Nur in Bodennähe ist durch Entnahme oder Verwertung von CO2 die
  Bilanz besser, alle anderen Schadwirkungen bleiben gleich. Und für die
  Entstehung von Stickoxiden ist nicht der Energieträger entscheidend sondern
  Druck, Hitze und Luftüberschuss bei der Verbrennung. Synthesekerosin ist
  keineswegs klimaneutral, wie man sich vormacht oder den Bürger weismachen
  will. Auf
  jeden Fall wird Synthesetreibstoff eine teure Angelegenheit. Nicht nur Fliegen
  wird teuerer, auch das gesamte Leben und damit wird der Raum, sein Geld zu
  verfliegen, schon mittelfristig stagnieren oder sinken. Und der
  Synthesetreibstoff steht dann in Preiskonkurrenz zu dem nicht weniger
  bedenklichen Heizöl und dem fossilen Kerosin, das wegen der endlichen Vorräte
  sicherlich nicht auf Dauer zu Schnäppchenpreisen verfügbar sein wird. Vor
  diesem Hintergrund ist der Ausbauwahn von Fraport ein wirtschaftlicher
  Kriminalfall. Nachdem der Flugplatz Stuttgart ganz aktuell zum 1.7.2019 eine
  massive Erhöhung der Landegebühren für laute Maschinen durchaus gängiger
  Typen angekündigt hat, droht hier eine Abwanderung zum lärmfreundlichen
  Fraport. Alle
  derzeit als Utopie gehandelten Überlegungen erinnern an Singen im dunklen
  Keller. Zu viele Bedingungen müssen gleichzeitig erfüllt sein, als dass
  deren Eintritt wirklich realistisch sein kann. Die
  Zukunft gehört dem Lastesel Zeppelin, der dank seiner großen Oberfläche möglicherweise
  außerhalb polarer Bereiche per Fotovoltaik autark sein kann, allerdings
  langsam und wetterempfindlich. Naturgesetze
  kann man weder politisch noch juristisch aushebeln, auch wenn Entscheidungsträger
  immer noch an das Perpetuum
  mobile glauben.
 Hartmut Rencker, Mainz
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