Kernenergie, der große Irrweg
Einsparpotenziale ermöglichen Verzicht auf Atomkraft

Nur eingesparte Energie ist gute Energie.
Und viel lässt sich einsparen, fast ohne Komfortverlust. Es ist nur etwas Menschenverstand gefragt, um Verschwendungen zurückzudrängen.

Wer weiß schon, dass für einen einziger Wäschetrocknergang mit Baumwollwäsche ca. 4 kg Braunkohle verfeuert werden müssen. Auch das in Mode gekommene Aufbacken oder Überbacken ist eine schlimme Energieverschwendung. Schon ein schnurloses Telefon verbraucht fast so viel Strom wie ein ÖKO-Kühlschrank. Und ein klein gedimmter Leuchtkörper wird in Wahrheit zu einem Kleinheizkörper bei nur gering reduziertem Energieverbrauch. Ein auf Funzel gedimmter Halogen-Deckenfluter verbraucht immer noch 180 Watt bei der Lichtleistung einer 15-Watt-Glühbirne.

Atomenergie ist übrigens keineswegs CO2-frei ist, wie so gerne behauptet. Die CO2-Last fängt an mit der bergmännischen Gewinnung riesiger Roherzmengen, setzt sich fort mit deren pulverfeinen Vermahlung, dem Herauslösen des Roherzes mittels Säure, der energieaufwendigen Umwandlung in Gasform, der Zentrifugierung und  Anreicherung des spaltbaren Isotops 235, der Zwischenlagerung verbrauchter Brennstäbe, der ungelösten Endlagerung bis hin zum Rückbau ausgedienter Kraftwerke oder den Langzeitpflegefällen von Atomruinen.

Ganz schlimm ist der Gütertourismus. Musterbeispiele der Verschwendung sind der unter hohem Energieeinsatz aus Vietnam eingeflogene Pangasiusfisch, Spargel aus Peru oder Weintrauben aus Südafrika. Im beheizten Gewächshaus gezüchtete Wintergurken sind nicht besser. Auch das europaweite Herumkarren gewöhnlicher Verbrauchsgüter wie Zement, Bier, Wasser und H-Milch muss nicht sein. Deutscher Markenjoghurt wird aus bayerischer Milch in Griechenland hergestellt.

Die Menschheit muss Bescheidenheit lernen. Wenn sie das in ihrem Größenwahn und in ihrer Eitelkeit nicht einsieht, wird sie gestraft. Die Hauptschuldigen sind neben der Gier vor allem die vom Firmengeld ferngelenkten Politiker, denen nichts Anderes einfällt, als ewiges Wachstum zu predigen. So dumm kann kein Mensch sein, um die Grenzen des Wachstums nicht zu begreifen, wer das nicht einsehen will, ist einfach dumm oder verantwortungslos - oder beides.

Üben wir uns rechtzeitig in schmerzloser Bescheidenheit, bevor es wirklich schmerzhaft wird.

Hartmut Rencker